„Ich muss heute noch los!“ – Mit dem Bus, der niemals kommen wird
Im Garten der Demenz-WG Hospitalstraße in Hamburg-Altona steht seit Kurzem eine Bushaltestelle der HVV-Linie 112. Mit Werbeplakat, Linienplan und dem stadtbekannten grünen „H“ im gelben Kreis. Vom Hauptbahnhof bis nach Blankenese soll’s gehen … allerdings wird der Bus hier nie anhalten. Es handelt sich um eine Attrappe.
Seltsam? Nein, gar nicht!
Denn die demenzkranken Menschen, die hier leben, warten gern auf den Bus. Sie sitzen dabei in der Sonne auf einer Parkbank und vertreiben sich die Zeit. Das Warten gibt ihnen Ruhe und Orientierung … bis sie ihre Absicht, mit dem Bus fahren zu wollen, auch schon wieder vergessen haben.
Oft sind Demenzkranke von sogenannten „Hinlauftendenzen“ betroffen (sie möchten irgendwo hin) – früher hat man fälschlicherweise von Weglauftendenzen gesprochen. Die unechten Bushaltestellen sollen Abhilfe schaffen, wenn wieder die Unruhe kommt.
Weil die Idee so einleuchtend ist, gibt es mittlerweile im gesamten Bundesgebiet einige dieser Attrappen – man nennt sie auch Phantomhaltestellen oder Pseudohaltestellen. Bereits 2006 entstand die Idee dazu, und mittlerweile findet man in zahlreichen Einrichtungen für Demenzkranke, besonders in den sogenannten „Wohn-Pflege-Gemeinschaften“ solche Schilder.
Am 19.11.2024 berichtete das Hamburger Abendblatt über die Scheinbushaltestelle in der Demenz-WG Hospitalstraße. Hier können Sie den ganzen Artikel lesen:
https://www.abendblatt.de/hamburg/politik/article407710273/weshalb-an-diesen-hochbahn-haltestellen-nie-ein-bus-kommen-wird.html
Die Edgar und Nina Kummerfeldt Stiftung fördert die Demenz-WG Hospitalstraße.