Die Sicherstellung von stationärer Pflege für die Boomer-Generation wird sich als unlösbare Aufgabe erweisen. Nach Recherchen der Charité würden sämtliche Personen, die überhaupt im Gesundheitssektor arbeiten, nicht ausreichen, um den Bedarf an benötigten Pflegekräften auch nur annähernd zu decken.
Gerade im ländlichen Raum fehlt es schon heute an stationären Pflegeplätzen in räumlicher Nähe zu den Angehörigen.
Für einen kommunalen Träger oder auch für eine Initiative von Angehörigen ist es leichter, zwei Wohn-Pflege-Gemeinschaften mit je zwölf Pflegeplätzen aufzubauen, als eine stationäre Einrichtung zu finanzieren, die mindestens 100 Plätze benötigt, um rentabel zu arbeiten.
Die WPG ist somit keine Nische für eine Randgruppe, sondern eine wichtige Versorgungsform für die gesamtgesellschaftliche Herausforderung Altenpflege in der Zukunft.
In einer großen Wohnung mit einem gemeinsamen Wohn- und Essbereich leben 8 bis 12 Menschen mit Demenz zusammen.
Jeder von ihnen hat ein eigenes Zimmer mit Bad, das nach eigenen Vorstellungen gestaltet werden kann. Zum Luft holen und Sonne tanken geht es in den großzügigen und liebevoll gestalteten Garten.
In einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft ist man nicht nur Bewohner oder Besucher, sondern eine große Familie, die zusammenhält und zusammengehört.
Jeder bringt sich nach Kräften ein und unterstützt damit die Gemeinschaft.
Anders als bei der ambulanten Pflege im eigenen Zuhause ist der Pflegedienst in einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft rund um die Uhr vor Ort.
Üblicherweise sind in jeder Schicht 2 bis 3 Pflegerinnen und Pfleger für die Bewohner da. Auch in der Nacht kümmert sich jemand. Die Bewohner sind also jederzeit gut und sicher betreut.
Das Hausrecht liegt (je nach Modell der WPG) bei den Mietern oder beim ambulanten Pflegedienst.
Neben den Angehörigen, die sich liebevoll in die Gemeinschaft einbringen können, tragen auch Pflegerinnen und Pfleger eine besondere Verantwortung.
Betreuung und Pflege gehen Hand in Hand. Die Bewohner beteiligen sich aktiv, soweit sie es noch können, an der Gestaltung des WPG-Lebens, sei es beim Kochen oder Wäsche falten.
Das Pflegeteam nimmt sich die Zeit, diese Selbstständigkeit aktiv zu fördern und die Bewohner einzubinden, was oft mehr Zeit und Geduld erfordert, als es einfach schnell selbst zu erledigen.
Das unterscheidet eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft wesentlich von einer stationären Einrichtung.
Anders als in einem Pflegeheim üblich, gibt es in einer WPG keine Pauschalen. Die Kosten teilen sich in drei Bereiche auf: Pflegekosten, Miete und Haushalts- und Lebensführungskosten.
Die Pflegekosten werden nach Pflegebedürftigkeit und Fortschritt der Demenz individuell berechnet.
Ein Mietvertrag wird mit dem Träger oder dem ambulanten Pflegedienst selbst geschlossen – das ist abhängig vom Modell der WPG.
Haushalts- und Lebenshaltungskosten sind Ausgaben für Essen, Hygieneartikel und Dinge des täglichen Gebrauchs, aber auch für größere Anschaffungen und Reparaturarbeiten – eben alles, was in einem normalen Haushalt auch anfallen würde.
Eine WPG ermöglicht eine personenzentrierte Pflege, das heißt, die Versorgung und Pflege erfolgt je nach individuellem Tagesrhythmus der Bewohner.
Die Bewohner und deren Angehörigen haben Einfluss darauf, mit wem der Bewohner lebt, wann er aufsteht, wann er schlafen geht und wann und vor allem, was er essen will.
Rehabilitative Maßnahmen sind möglich und werden in der ambulanten Pflege von den Krankenkassen bezahlt.
Eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft ist gut geeignet, wenn ein Verbleib in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus aufgrund von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen z.B. Demenz oder Schlaganfall nicht mehr möglich ist.
Eine ambulant betreute Wohngemeinschaft kann eine gute Lösung sein, wenn der Bewohner bereit ist, sich auf Gemeinschaft einzulassen – „besser gemeinsam als einsam“.
Oft entdecken auch Bewohner, die immer alleine gelebt haben bei einem Probewohnen oder nach dem Einzug, wie schön es in diesem „Hotel“ doch ist.
Das Leben in einer WPG bietet viele gemeinsame Aktivitäten, und somit ist es von Vorteil, wenn die Personen beim Einzug noch so mobil sind, dass sie am Leben in der Gruppe teilnehmen können.
Optimal ist es, wenn die Menschen aus der näheren Umgebung kommen, um weiterhin in ihrem vertrauten Umfeld wohnen zu können. So sind Spaziergänge oder kleine Ausflüge noch länger möglich und erleichtern das Einleben in einer WPG.
Die Bewohnerinnen und Bewohner leben in einem Ambiente fast wie zu Hause. Da Wohn-Pflege-Gemeinschaften meist selbstverwaltet sind, haben Angehörige sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Allerdings sind damit auch Aufgaben verbunden, die man sich innerhalb der Angehörigengruppe teilen kann.
Hier sind Aufgaben zu erledigen, die auch zu Hause in der privaten Wohnung vorkommen. Gartenpflege, kleine Besorgungen machen, Betreuungsaufgaben, Feste organisieren, Dekoration. Außerdem steht eine enge Zusammenarbeit mit dem ambulanten Pflegedienst an.
Im Grunde ist alles zu regeln, was nötig ist, um den Bewohnern eine gemütliche und sichere Umgebung zu schaffen.
Mietkosten: ca. 450 – 600 € pro Monat über einen individuellen Mietvertrag je Bewohner mit dem Vermieter.
Haushaltskosten: 150 – 350 € pro Monat. Häufig kommt noch eine Reinigungspauschale sowie eine einmalige Einzahlung für Rücklagen hinzu.
Pflegekosten: ab 3.500 € pro Monat, abhängig vom Pflegegrad (abzgl. des Zuschusses der Pflegekasse).
Falls nicht genügend eigene Mittel vorhanden sind, gibt es die Möglichkeit, Leistungen der Sozialhilfe (SGB XII), Stichwort: „Häusliche Pflege“ zu beziehen.
Es gibt sehr viele gute und umfassende Quellen, um sich über die Gründung einer Wohn-Pflege-Gemeinschaft zu informieren.
In Hamburg gibt es die Koordinationsstelle für Wohn-Pflege-Gemeinschaften. Diese besteht seit 2006 in Trägerschaft von STATTBAU HAMBURG und wird von der Sozialbehörde gefördert.
STATTBAU HAMBURG berät Bürgerinnen und Bürger sowie Institutionen, die sich für innovative Wohn-Pflege-Gemeinschaften interessieren. Sie sind hier richtig, wenn Sie:
Auch wir als Edgar und Nina Kummerfeldt Stiftung unterstützen Organisationen, Einrichtungen und Projekte, die alternative Versorgungsformen im Alter entwickeln und umsetzen möchten. Ein Schwerpunkt ist die Weiterentwicklung von Wohn-Pflege-Gemeinschaften.
Die Stiftung plant in den nächsten Jahren geeigneten Wohnraum für das gemeinschaftliche Zusammenleben von Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Einschränkungen ggf. mit ihren pflegenden/betreuenden An- und Zugehörigen bereitzustellen.
Ein wunderbares Praxisbeispiel für eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft gibt es in Hamburg-Altona. Diese WPG wurde von Angehörigen gegründet und wird von den jeweiligen aktuellen Angehörigen verwaltet und verantwortet.
Mehr Informationen dazu finden Sie hier: Demenz-WG Hospitalstraße Hamburg-Altona
„Ich kann hier so pflegen, wie ich es mir vorstelle. Das Lächeln eines Bewohners, ein gemeinsames Essen oder ein Gespräch über alte Zeiten sind wertvolle Momente, die mich bei meiner Arbeit motivieren.“
– Simone Irion,
Teamleiterin der ambulanten Pflege Diakonie Flottbek-Nienstedten (Martha Stiftung)
in der Demenz-WG Hospitalstraße
Profitieren Sie von unserer Erfahrung in der Gestaltung von Wohn-Pflege-Gemeinschaften. Gegebenenfalls können wir Ihre Idee fördern und unterstützen.